Nach fast zwei Tagen Reisen, knapp 10.000 Kilometer mit dem Flugzeug und 150km mit dem Auto, steht letztendlich nur noch eine kurze Wanderung an, mit einem Pferd als Gepäckträger. Ohne jemals Spanisch gelernt zu haben, unterhalte ich mich mit abgewandeltem Französisch und Englisch mit meiner Begleitperson, ein wahres Privileg, wie ich herausfinden durfte. Mit jungen 20 Jahren erzählte er mir von seinem Traum, Fußballer zu werden und dass er aber erstmal mit diesem Basis-Job um die Runden kommen müsse.
Trotz alldem, was ich die letzten Stunden gesehen habe, erschüttert mich der kommende Satz zutiefst „Para la escuela, Ingles no es importante.“. In wenigen Worten und für mich runtergebrochenem Spanisch erfahre ich, dass es nicht die Scheu ist, die ihn nicht Englisch sprechen lässt, sondern das Bildungssystem.
In der Schule wird Englisch als unwichtig angesehen.
Die obere Mittelschicht und Oberschicht landet meist in der Universität, wo sie nicht selten erst anfangen, das englische Alphabet zu lernen. Einen Schritt, der bei uns schon in der dritten Klasse gegangen wird.
Dies jedoch im Hinterkopf, genieße ich die kommenden Wochen entfernt von europäischer und sogar ecuadorianischer Normalität, inmitten des Nebelwaldes, umgeben von täglich neuen Eindrücken und neuer Flora und Fauna. Pfade warten, Zäune und Häuser reparieren, Bambus bearbeiten, Kaffee herstellen, wilde Bananen ernten und Wildleben-Kameras im Wald platzieren beschäftigen mich täglich, eine willkommene Abwechslung nach der jahrelangen Bildung in Deutschland.
Nachdem morgens die Sonne aufgeht, übernehmen die Vögel das nächtliche Konzert der Insekten und die ganze Biodiversität wechselt ihre Schicht. Hin und wieder kommt uns eine kleine Familie Affen (Weißkopf-Kapuzineraffen) besuchen und machen Mittagschlaf, Tukane präsentieren stolz ihre Schnäbel und bisher waren alle Schlangen, Bären, Eber und Pumas noch zu Scheu, um sich zu zeigen… zum Glück!

Hallo Yamal, habe deine Geschichte in einem Rutsch gelesen. Ich bin beeindruckt von deinem Schreibstil. Und der Geschichte. Bin so neidisch auf deine Reise. Mir Bleibt nur die Hoffnung auf Tansania im Januar oder Sommer. Ich fände es toll, wenn du Geschichten der Leute aufschreiben könntest. Und natürlich über die Schüler*innen, die Schule und die Lehrer*innen. Damit du nicht denkst, alle Arbeit bleibt am Praktikanten hängen, fange ich morgen mit der Renovierung des Sanatoriums an. Du musst dich ja nach all den Strapazen richtig erholen.
Freue mich auf die nächste Geschichte, Gruß Werner.